Paar- und Gruppenhaltung - diese Voraussetzungen müssen erfüllt sein

Um eine funktionierende Gruppenhaltung zu ermöglichen und ein stabiles Ranggefüge herzustellen, müssen einige Grundvoraussetzungen erfüllt werden, die unersetzlich sind, um eine dauerhafte Gruppenhaltung zu ermöglichen. Die wichtigsten sollen hier näher dargelegt werden.

 

1. Gruppenzusammenstellung 

2. Gehegegröße

3. Einrichtung

4. Gehegereinigung

5. Fütterung

6. Rangfolge

 

1. Gruppenzusammenstellung

Die Gruppenzusammenstellung ist das wohl primär wichtigste an einer Gruppe. Das Funktionieren, die Gruppengröße und die Stabilität hängt zum sehr, sehr großen Teil an den Tieren ansich. Eine Großgruppenhaltung wird nur dann funktionieren, wenn die Tiere bestens sozialisiert worden sind. Intaktes Sozialverhalten ist unerlässlich für die Gruppenhaltung. Zwei weniger gut sozialisierte Tiere können sich auch dann noch halbwegs vertragen, wenn die anderen Voraussetzungen erfüllt sind, das ändert sich jedoch bei anderen Größen.

 

Es ist darauf zu achten, dass die Tiere, die in einer Gruppe sein sollen oder bleiben sollen, am besten nicht alle im gleichen Alter sind. Gibt es einen Sozialverband, gibt es eine Rangfolge. Die Rangfolgenklärung stellt sich ungleich schwieriger dar, wenn vier Brüder aus dem gleichen Wurf plötzlich alle innerhalb weniger Tage geschlechtsreif werden, als wenn vier Tiere verschiedener Altersklassen in einer Gruppe leben. Ein Jungtier, welches geschlechtsreif wird, wird sich wohl weniger dem eigenen Bruder unterwerfen als vielleicht dem Vatertier oder jedenfalls einer anderen Generation. Bei der raschen Entwicklung von Zwerghamstern sind es manchmal nur einige Wochen Unterschied, die jedoch klar stellen wie die Ränge belegt sind. Oft ist zu beobachten wie ganze Gruppen auseinander brechen, wenn das ranghöchste Tier verstirbt.

 

Beispielsweise könnte man bei einer Gruppe von bis zu vier Tieren ein Vatertier, ein Sohn aus dem ersten und zwei Söhne aus dem zweiten oder dritten Wurf halten. Hier  würde das Vatertier als ranghöchstes Mitglied anerkannt sein. Sollte das Vatertier einmal versterben, so ist die Wahrscheinlichkeit dann geringer, dass die verbliebenen Söhne verschiedener Generationen im Rangfolgenkampf schwere Verletzungen erleiden. Hier muss es allerdings auch nicht zwangsläufig der älteste Sohn sein, der dann den Rang einnimmt.

 

2. Gehegegröße

Die Gehegegröße ist ein umstrittenes Thema. Auf der einen Seite kann ein Hamstergehege nicht groß genug sein, jedoch sollte es bei der Gruppenhaltung Grenzen geben. Bei jeder Gruppengröße, d.h. auch bei zwei Tieren, kann es theoretisch zur Revierbildung kommen, wenn das Gehege zu groß ist. Auch eingebaute Etagen, halbe wie auch ganze, können eine Revierbildung unterstützen. Im sozialen Gefüge von im Sozialverband lebenden Tieren gilt generell, dass zwei Tiere sich weniger wahrscheinlich zerstreiten als größere Gruppen. Das ist grundsätzlich richtig, jedoch muss man bedenken, dass es nicht völlig unmöglich ist. Bei zwei Tieren jedoch erscheint die Wahrscheinlichkeit so gering, dass man auf die Größe des Geheges und die Etageneinsetzung weniger achten muss. Ein Gedankengang jedoch sollte unternommen werden; Wenn das Gehege „zu groß“ ist, kann es passieren, dass die Tiere sich nicht zu einer Gruppe zusammenfügen, sondern sich nur – aufgrund des großen Platzangebots – erfolgreich aus dem Weg gehen.

 

Nach den eigenen Erfahrungen möchte sich Quer Beet zu Maximal-Größen-Empfehlungen hinreißen lassen, die als Richtwerte dienen können:

 

2 Tiere = maximal 140cm/150cm x 50cm x 50cm - Etagen möglich

3 – 4 Tiere = maximal 120cm x 40cm x 40/50cm – nur teilweise Etagen

größere Gruppen = maximal 120cm x 40cm x 40/50cm – nur teilweise Etagen

 

5. Einrichtung

Die Einrichtung muss neben der Tatsache, dass sie abwechslungsreich gestaltet sein sollte, auch einige Grundvoraussetzungen erfüllen. Wichtig ist, dass die Tiere sich nicht wegen der Einrichtung streiten müssen. D.h. es ist maßgeblich wichtig, dass bei der Gruppenhaltung mehrere Rückzugsmöglichkeiten und Verstecke angeboten werden, am besten pro Tier eine Option. Das können Kokosnüsse sein, Häuser aus Ton oder Holz, Weidebrücken und allerlei anderes, was es noch zu erstehen gibt.

 

Bei der Anschaffung eines Laufrades muss individuell entschieden werden wieviele Laufräder eine Gruppe benötigt. Da es natürlich auch Hammis gibt, die weniger etwas mit Laufrädern anfangen können, sind da weniger Laufräder erforderlich als bei einer Gruppe, wo jedes einzelne Tier am liebsten stundenlang laufen möchte.  Um hier Streitigkeiten zu vermeiden, sollten mindestens zwei Laufräder zur Verfügung gestellt werden (die natürlich den Durchmesser von 20 cm nicht unterschreiten sollten).

 

Sinnvoll ist es auch zwei Sandbäder zur Verfügung zu stellen, wenn sie gern genutzt werden. Viele Tiere zeigen ein immenses Interesse am Sandbad, wenn es gerade frisch gereinigt und neu befüllt wurde. Ob zum buddeln oder zum baden ist einerlei, aber wenn alle Tiere einer Gruppe gleichzeitig in ein Sandbad hinein wollen, kann es zu Streitigkeiten kommen.

 

Zur Einrichtung zählen heutzutage natürlich auch die Etagen. Viele Hammihalter haben Etagen in ihren Hamsterbehausungen. Grundsätzlich ist das eine gute Idee. Je größer sich die Gruppe jedoch gestaltet, desto sparsamer sollte man mit Etagen sein. Auf halbe Etagen (solche, die die Hälfte des Geheges betragen oder sogar übersteigen) sollte man dann verzichten. Ein Viertel sollte hier die Maximalgrenze sein oder man arbeitet sogleich mitPodesten, von denen man 2-3 in das Hammigehege stellen kann.

 

Sozialisierte Tiere sollten sich wegen einer Wassertränke nicht zerstreiten. Sollte das Gefüge jedoch instabil erscheinen oder es ist bekannt, dass eines der Tiere gern „etwas Ärger macht“, dann sollte man lieber eine Tränke mehr ins Gehege hängen.

 

5. Gehegereinigung

Man mag es kaum glauben aber dieser Punkt ist essenziell für das Funktionieren von Gruppen bzw. um zu Verhindern, dass Gruppen auseinander brechen. Am Wichtigsten ist: nichts chemisch reinigen, am besten nicht einmal auswaschen.  Steht die Reinigung eines Geheges an, sollten die Einrichtungsgegenstände, die wieder hinein sollen, nicht gereinigt werden. Das Streu sollte nicht komplett entfernt werden, am besten ist es das Nest im Gehege zu belassen, d.h. zumindestens das verwendete Nistmaterial, meistens eine Handvoll Heu und Papier. Für die Gruppen ist es wichtig, dass keine befremdlichen Gerüche im Gehege zu finden sind (dazu zählt nicht das Hinzufügen eines neu erworbenen Tonhauses oder so etwas). Die vorhandenen Einrichtungsgegenstände sind im Zweifel alle markiert, alles riecht nach der Gruppe. Daher sollte man es tunlichst unterlassen irgendwelche Chemikalien (Spülmittel, Essig, etc.) zu verwenden.

 

6. Ernährung

Da alle Hammis gern fressen und gern bunkern, gibt es auch hier einige wenige Grundregeln, die es einzuhalten gilt, die jedoch einen Großteil einer stabilen Gruppe ausmachen können. Futternäpfe sollten am besten aus dem Gehege herausgenommen werden. Das Trockenfutter ansich sollte im Gehege verstreut werden. Das dient nicht nur der Beschäftigung (Nahrungssuche) der Hamster, sondern auch dem stabilen Gefüge. Es ist äußerst wichtig, dass die Tiere sich nicht um das Futter streiten müssen. Im Zweifel tun sie dies ohnehin, wenn die Nuss im Maul des Kollegen besser aussieht als die eigene aber provozieren sollte man es nicht. Gleichzeitig ist damit beinah gewährleistet, dass schwache Gruppenmitglieder, die vielleicht dominiert werden, ebenso ans Futter kommen wie auch die Rangobersten.

 

Futter und Leckerlies, die stückweise gegeben werden, sollten so gefüttert werden, dass für jedes Tier mindestens ein Stück vorhanden ist, egal, ob es sich um eine Nuss, einen Mehlwurm oder gestückeltes Frischfutter handelt. Jedes Tier hat seine Vorlieben und es ist dringend anzuraten zu vermeiden, dass sich die Tiere wegen Futter zusätzlich zum normalen Futterneid in die Haare kriegen.

 

Kolbenhirse und Leckereien, die nicht gestückelt gegeben werden können, sollten, je nach Gruppengröße und Stabilität so verfüttert werden, dass nicht unbedingt die gesamte Gruppe auf einem Fleck sitzen muss. Z.B. kann man die Kolbenhirse in der Mitte brechen oder durchschneiden oder Joghurt in zwei kleinen Näpfen oder auf Untertellern servieren.

 

5. Rangfolgenklärung

Es soll nur kurz auf die Rangfolgenklärung eingegangen werden. Beim Eintritt in die Geschlechtsreife oder beim Wegfall eines ranghöheren Gruppenmitgliedes oder auch einfach nur so, weil eines der Tiere gruppenintern ein anderes zweit- oder drittrangiges Tier dominieren möchte, kommt es zu Rangfolgenklärungen. Das kann einmal im ganzen Hamsterleben sein oder mehrmals in einigen Monaten. Zumeist kriegt der Halter das weniger mit, es sei denn er steht den ganzen Tag vor dem Gehege. Allerdings gibt es auch nicht wenige Fälle, wo es recht eindeutig wird.

 

Rangfolgenklärung hat Parallelen zum aggressiven Verhalten, weshalb ganz genau hingeschaut werden sollte, ehe man einschreitet. Ist es kein grundsätzlich aggressives Verhalten, sollte man die Rangfolgenklärung nicht unterbinden oder unterbrechen. Die Gruppe kann sich nicht stabilisieren, solange diese Klärung nicht erfolgt ist und sie würde immer wieder von Vorn beginnen, wenn sie unterbrochen wird.

 

Im schlimmsten Fall gibt es Rangfolgenklärungen, die blutig werden. In diesem Fall muss man das Splitten der Gruppe der Rangfolge vorziehen. Ebenso gilt das natürlich, wenn das dominierte Mitglied der Gruppe zu sehr unter Stress leidet.

 

Grundsätzlich jedoch sollte man die Gruppe untereinander ihre Rangfolge klären lassen. Das kann sich in der Gestalt äußern, als dass die Tiere sich im Gehege jagen (jedoch nicht so penetrant wie beim aggressiven Vorgehen), dass das dominierte Tier sich unterwirft und auf den Rücken legt, während das dominierende Tier über ihm steht, oder aber mit lautem Gekeife. Natürlich bedarf es einiger Erfahrung und guter Kenntnis seiner Tiere, um das beurteilen zu können und daher ist es Anfängern zu empfehlen bzw. dringend anzuraten in einem solchen Fall einen erfahrenen Zwerghamsterhalter (der Gruppen hält) zur Rate zu ziehen oder im Notfall die Tiere zu trennen.

 

Eine Trennung sollte dann insoweit erfolgen, als dass die „Streithähne“ in jeweils anderen Gruppen sind,  z.B. eine 4er-Gruppe in 2er-Gruppen aufgeteilt wird. Das dominante Tier muss nicht in Einzelhaft gehalten werden, nur weil es ein anderes Tier dominiert.

 

Im Auge behalten sollte man allerdings, dass es in der Regel nur dann zur Eskalation kommen kann in der Rangfolgenklärung, wenn das dominierte Tier seinen Rang nicht ablegt und sich dem anderen Tier nicht unterwirft und der dominierende Part in diesem Schauspiel sich nicht belehren lässt.

 

Die meisten Beißereien entstehen jedoch nicht – und das sei hier dringend angemerkt - durch eine einfache Rangfolgenklärung, sondern bei Fehlern in der Haltung und natürlich beim Fehlverhalten des Halters.

 

Wenn die Punkte 1. bis 6. eingehalten werden, bestehen die besten Voraussetzungen um eine stabile Gruppe bis ans Lebensende zu behalten. Natürlich ist dies keine Garantie dafür, aber notwendige Voraussetzungen, um es überhaupt zu ermöglichen.

 

14.12.2010 - Jasmin Skrzypczak