Einzelhaltung - der Mythos

Es heißt; Zwerghamster müssen allein gehalten werden!

 

Mal abgesehen davon, dass Zwerghamster nicht gleich Zwerghamster ist und man den Tierarten doch ihre Individualität gönnen sollte, haben wir uns etwas mehr mit der Argumentation FÜR die Einzelhaltung beschäftigt, die einem Menschen, der sich darüber informieren möchte, entgegenschlägt.

 

1. Agument: "Ein Hamster ist auch allein glücklich, warum ein zweiter?"

- Die erste Antwort, die uns da entwich, war: Hat er das geflüstert oder merkt man das daran, dass er sich nicht erhangen hat?

 

Zur Negierung dieses Arguments bietet uns die Haustierhaltung genügend Beispiele:

Haltung von Kaninchen und Meerschweinchen

Früher - und auch teilweise heute noch - galt und gilt es als üblich ein Kaninchen mit einem Meerschweinchen zusammen zu halten. Man ging davon aus, die Tiere waren zufrieden, da sie offenscheinig keine Anzeichen des Unglücklichseins mit sich gebracht haben. Mithin weiß man heute, dass sich beide Tierarten zu einer Art Zweckgemeinschaft zusammen gefunden haben und sie aus Vereinsamung auch mal miteinander gekuschelt haben. Letztlich haben beide Tierarten aber völlig verschiedene Kommunikaktionsbasen, sodass letztlich beide Tiere für sich allein gehalten worden sind. Beide Arten geltend als im Sozialverband lebendes Tier.

Ein Jeder, der darum weiß, schreit hier: NEIN! Falsche Haltung! Mindestens 2 Schweine, mindestens 2 Kaninchen!

 

Haltung von einzelnen Vögeln

Gleiches auch hier: Ein Vogel, der sich nicht die Federn rupft, stattdessen aber anfängt zu sprechen und sich dem Menschen und seinem Lebenswandel anzuspassen, gilt für den Unwissenden als glücklicher Vogel. Dass es schrecklich unnatürliches Verhalten ist und einen traurig machen sollte, wenn sich ein bzw. ein Wellensittich den Menschen zum Schwarm nimmt, weil keiner da ist, der ebenso Gefieder hat, weiß man dann, wenn man versteht, dass der Vogel einfach nur schrecklich einsam ist. Unsere gängigen gefiederten Hausgenossen sind Schwarmvögel und damit im Sozialverband lebende Tiere.

Ein Jeder, der darum weiß, schreit hier: NEIN! Falsche Haltung! Mindestens zwei Wellensittiche!

 

Warum meint man dann beurteilen zu können, dass ein einzelner Zwerghamster glücklich ist?

 

2. Argument "Ein Anfänger sollte immer einen Einzelhamster halten"

- Nicht, dass es zu verstehen gilt, wie ein Anfänger zum erfahrenen Hamsterhalter wird, wenn er niemals Hamster im Sozialverhalten gesehen hat, aber das lassen wir mal außen vor.

 

Bei jedweder Haustierhaltung, in der von Rudel- oder Schwarmtier gesprochen wird, wird von dem zukünftigen und natürlich auch gegenwärtigen Halter erwartet, dass er sich entsprechend informiert und beliest, wenn es darum geht, dass seine Tiere sich zerstreiten könnten oder dies bereits haben. Egal ob Farbmaus, ob Frettchen, ob Wellensittich, ob Ratte, ob Chinchilla, ob Kanarienvogel, ob Lemming, ob Kaninchen  oder ob Mongolische Rennmaus. Jedes im Sozialverband lebende Tier bringt das Risiko mit sich, dass es binnen des Rudels oder des Schwarms zu Streitigkeiten kommen kann. Ein Sozialverband bringt IMMER mit sich: Rangverhalten, Geschlechtsreife, Revierverhalten.

 

Warum erwartet man nicht auch von einem Zwerghamsterhalter dieses Wissen oder die Bereitschaft sich dieses Wissen anzueignen?

 

Grundsätzlich besteht das Problem vermutlich in Folgendem: Bei jedem Rudel- oder Schwarmtier gibt es mindestens ein Dutzend Seiten, die einem ausführlich erklären was man wie und wann zu tun hat, teilweise übernehmen erfahrene Halter und Züchter sogar selbst die Angelegenheit und vergesellschaften neu in einigen Fällen. Wenn man jedoch in der Suchmaschine sein Glück sucht zu finden, wird er Trauer haben. Grundsätzlich gibt es nur eine Antwort: Trenne die Hamster und halte sie einzeln! Eine Alternative..? Gibt es nicht!

 

Leider ist aber das Vorhandensein einer einzigen Antwort nicht zwangsläufig die richtige.

 

3. Argument "Die Literatur sagt, dass Zwerghamster einzeln gehalten werden sollten"

Da wären wir nochmal bei der "einzigen Antwort". Es ist nicht so, als ob uns die Literatur als immer richtig und rechtens vorgekommen wäre. Jeder, der einem gängigen Ratgeber folgt, wird im Bezug auf die Erfahrungen von langjährigen Haltern merken, dass nicht alles richtig ist, was in bunten oder schwarzen Buchstaben gedruckt steht. Papier ist geduldig, sagt man so. Selbst in der Zwerghamsterliteratur gibt es viele Fehler, die sich ständig weitertragen, doch eins bleibt gewiss: Ein Zwerghamster gehört einzeln gehalten.

 

Allerdings gibt es auch einige wenige Artikel und Berichte - jetzt mit dem unseren noch einen mehr :) - darüber, dass Paar- und sogar Gruppenhaltung durchaus auch funktioniert. . Dass Vergesellschaftungen funktionieren. Dass Zwerghamster ein funktionierendes Sozialverhalten haben. In der Rodentia Nr. 39 gibt es darüber einen interessanten und äußerst lesenswerten Artikel. Nicht die Mehrheit macht das Recht, denn es gibt auch vereinzelt immer wieder eine Aussage: Dsungarengeschwisterpärchen verstehen sich in 95 % der Fälle bis an ihr Lebensende!

 

!Abgesehen davon ist es bei ausländischen Züchtern die Regel, dass alle Hamster als Paare gehalten werden und es in beinah allen Fällen nie zum Streit kam, dass die Tiere getrennt werden mussten!

 

4. Argument "In der Natur leben Zwerghamster einzeln"

Grundsätzlich mag das vielleicht stimmen; jedoch muss man wieder ganz klar betonen, dass unsere Hammis keine wilden Tiere, sondern domestizierte Haustiere sind.

Genau genommen jedoch sind aber Phodophus-Arten in der Natur keine Einzelgänger. Dazu gehören alle kurzschwänzigen Zwerghamsterarten, also dsungarische Zwerghamster, Campbell Zwerghamster und der Roborowki Zwerghamster! Durch falsche Zuchtauslese (und selbstverständlich die frühe Abgabe vor der Geschlechtsreife der Tiere in die Einzelhaltung) ist es soweit gekommen, dass diese Arten als Einzelgänger geführt werden, weil sie als unverträglich erscheinen. Wenn wir unsere sozialen Tiere mit 3-4 Wochen abgeben würden, dann würde das über kurz oder lang den gleichen "Erfolg" haben.

 

Dsungarische Zwerghamster  leben in der Natur vorrübergehend oder dauerhaft als Paar, oftmals noch mit Nachwuchs.

Roborowski Zwerghamster leben in der Natur im Familienverband.

Campbell Zwerghamster leben in der Natur im Familienverband.

 

Grundsätzlich kommen hierzu noch die eigenen Erfahrungen:

Unsere Dsungaren leben friedlich als gemischtgeschlechtliches Paar zusammen, in stiller Eintracht, schmusend, zusammen fressend, immer zusammen schlafend und nie streitend.

Unsere Roborowskis lebten als Zuchtgruppe (Familienverband von 6-10 Tieren) immer friedlich zusammen

Unsere Campbell Zwerghamster zeigen 50 % weniger aktives Verhalten, wenn sie aus irgendwelchen Gründen einzeln sitzen. Unsere Campbell-Zwerghamster lassen sich zumeist ohne weitere Probleme vergesellschaften - auch nach dem Eintreten der Geschlechtsreife!

 

Anmerkung zu den Chinesen:

Chinesische Streifenhamster sollen in der Natur als Einzelgänger leben. Dennoch wird davon berichtet, dass sogar die Gruppenhaltung bei friedlichen Stämmen möglich sei. Auch aus anderen Quellen ist entnehmbar, dass eine Paarhaltung bei chinesischen Streifenhamstern möglich ist. Grundsätzlich ist anzunehmen, dass sie entweder besonders und herausragend friedlich sind, obgleich sie eigentlich Einzelgänger sind und sogar als agressive Einzelgänger gehandhabt werden, oder sie in Wirklichkeit keine Einzelgänger sind wie Zwerghamster. Letzteres ist anzunehmen. Alles andere wäre eine unnatürliche Erklärung. Wir wären aber froh, würden sich erfahrene Chinesen-Halter bei uns melden und uns ihre Erfahrungen schildern.

 

Hinweis: Es darf  jedoch nicht vergessen werden bei all der Mühe zur Paar- oder Gruppenhaltung - es gibt asoziale Hamster, die schlichtweg unverträglich sind. Wenn dem der Fall ist, so muss das nach dem angemessenen Versuchen einer Vergesellschaftung, auch akzeptiert werden und der Hammi einzeln gehalten werden.

 

04.11.2010 - Jasmin Skrzypczak

 

siehe auch

Zwerghamster in Gruppenhaltung

Sozialverhalten Phodopus-Arten